Klingt nach Anglerlatein, aber ich hatte kürzlich einen Bart mit 10 m/s Durchschnittssteigen über 1000 Höhenmeter (Je nachdem wo man anfängt und aufhört zu messen). Unten half der Hangaufwind, oben sog die Welle, und dazwischen ging es in Quasi-Windstille thermisch ruhig mit 10 Metern nach oben, so dass ich ganz normal kreisen und zentrieren konnte. Hoch drüber war eine relativ große Cumuluswolke. Im ersten Kreis war die Wolke noch so weit über mir, dass sie eigentlich keine Rolle gespielt hat. Im zweiten Kreis dann schon näher, aber ich kam überhaupt nicht auf die Idee, in Frage zu stellen ob ein dritter Kreis noch sicher möglich ist. Ungefähr nach der Hälfte des dritten Kreises hatte ich dann in gut einer Minute knapp einen Kilometer Höhe gewonnen und über mir wurde es dunkel. Mir war sofort klar, dass ich in die Wolke rein steigen werde, wenn ich jetzt nichts mache, und dass alle übrig gebliebenen Optionen um aus der Situation raus zu kommen allesamt sehr sehr schlecht waren:
- Ich hätte sofort aufrichten können um mit Rückenwind in die Lee-Richtung aus dem Aufwind auszufliegen, wo ich allerdings sicher sein konnte, sofort in einem Bereich mit extremer Turbulenz und heftigem Sinken zu kommen, und ich war noch nicht hoch über dem Gelände
- Ich hätte für den verbleibenden Halbkreis sehr viel Fahrt aufbauen können um dann ins wahrscheinlich turbulenzarme Luv der Wolke vorzustechen – dies wäre sowieso der Plan gewesen, aber um unter der Wolke zu bleiben müsste ich deutlich in den gelben Fahrtbereich gehen, was in solchen Bedingungen nicht zulässig und nicht gesund ist
- Ich hätte in Kauf nehmen können, in die Wolke zu steigen um mit künstlichem Horizont mit mittlerer Fahrt in die gute Richtung zu fliegen solange bis es wieder hell wird – ein absolutes No-Go und sicher mit Abstand die gefährlichste und unvernünftigste der drei Optionen
Im Nachhinein betrachtet hätte ich die erste Option schlucken müssen, auch wenn es super unangenehm gewesen wäre, die Gesamtgefahr wäre wohl die geringste gewesen. Da ich aber nur um die fünf Sekunden zwischen Erkennen des Problems und dringend nötiger Umsetzung hatte, habe ich mich für eine Mischung zwischen der zweiten und der dritten Option entschieden: Ich habe Fahrt aufgebaut um den Höhengewinn in Grenzen zu halten, bin aber ungefähr 20 km/h über die Manövergeschwindigkeit gegangen (bei zu erwartender Turbulenz eigentlich gar nicht OK). Schneller wollte ich nicht werden und habe daher mit künstlichem Horizont in Kauf genommen, zwischen die aus der Basis heraushängenden Flusen zu steigen. Es ist gerade noch gut gegangen, ich habe nie die Erdsicht verloren, aber voraus habe ich mehrere Sekunden lang nichts gesehen, habe laut geflucht, nur noch abwechselnd auf Erde, Fahrtmesser und künstlichen Horizont geschaut, und nach einigen quälend langen Sekunden kam ich fast ohne Turbulenzen im Luv der Wolke an. Glück gehabt.
Wenn ich auf die eigentlich naheliegende Idee gekommen wäre, dass der dritte Kreis in der Situation schon in Konflikt mit der Wolke treten könnte, wäre keine dieser ziemlich extremen Maßnahmen nötig gewesen.