F-Schlepp-Anrollen mit Spornkuller – Perspektive des Flächenhalters

Die meisten kennen den Vorfall bereits aus Pilotensicht – hier mein Blick als Flächenhalter:

Feiertag, perfektes Wetter, hoher Andrang (ich habe über 2 Stunden auf meinen eigenen Start gewartet). Wir wollten den Ablauf möglichst effizient gestalten – was schnell in Stress umschlug. Ablenkungen gab es genug: Stress am Start, nur einige helfen mit, der Flugleiter ist sehr passiv – man regt sich auf, viele motzen ein bisschen herum. Mehrer F-Schlepps hintereinander – Flugzeuge mussten rangiert werden, viele Diskussionen am Start (z. B. wegen Schleppseilen, Windenstarts brauchen so lange…). Beim vorherigen Start hatte der Pilot seine Haube nicht richtig geschlossen – in letzter Sekunde haben wir ihm zugerufen und er konnte sie noch schließen.
All das führt dazu, dass man nicht ganz im Moment ist. Man ist gestresst, leicht genervt – und genau das lenkt ab.

Wie üblich haben wir zu zweit das Segelflugzeug zur Bahn geschoben. Der Pilot saß bereits im Cockpit und bereitete sich auf den Flug vor. Als wir ankamen, wurde klar, dass zwei weitere Flugzeuge ebenfalls zur Bahn geschoben wurden – für einen schnellen F-Schlepp-Dreierpack. Wir rangierten etwas und schoben unser Flugzeug sehr weit vor. Ich konzentrierte mich zunächst auf das Schleppseil – wichtig, damit sich keine Knoten bilden. Nebenbei gab es Diskussionen, wer dem Schlepppiloten das Geld übergibt – auch das trägt zur Ablenkung bei.

Ich klinke das Segelflugzeug ein, gehe zum Flügel, während die Schleppmaschine vorrollt. Ich bin voll auf das Seil konzentriert, weil ich verhindern will, dass es sich verheddert.
Der Pilot zeigt mir mit Daumen hoch, dass er startbereit ist. Ich hebe den Flügel, senke den Arm – die Schleppmaschine gibt Gas.

Im letzten Moment sehe ich: Kuller noch dran! Ich rufe mehrmals laut “Halt, Stopp”, winke – doch das Flugzeug rollt los.

Zum Glück reagiert jemand per Funk, der Start wird abgebrochen. Der Kuller löst sich beim Anrollen, es gibt ein paar Kratzer – aber nichts Schlimmes.


Mein Fazit:
Egal in welcher Rolle – am Start zählt volle Konzentration auf das Wesentliche. Gerade an hektischen Tagen muss man bewusst deeskalieren und sich auf Sicherheit fokussieren. Ich persönlich werde mich künftig nicht mehr in spontane Diskussionen einmischen („Warum dauert der Windenstart so lang?“, „Der Flugleiter müsste mal…“) – das bringt nichts und erhöht nur das Risiko.

Ich nehme für mich drei konkrete Checkpunkte mit, die ich künftig immer durchgehen werde:

  1. Beim Einklinken:
    Kurzer, bewusster Blick über das gesamte Flugzeug. Mit dem Piloten kommunizieren: Ist die Haube richtig zu? Ist der Kuller ab? Ist alles klar?
  2. Beim Flügelaufheben:
    Letzter Check: Haube – Kuller – Verkehr – alles klar?
  3. Seil straff – Arm runter?
    Dann nochmal ein bewusster Rundumblick. Erst wenn wirklich alles passt, den Start freigeben.

Zusätzlich denke ich, dass meine Wortwahl besser hätte sein können.
Anstatt „Halt, Stopp“ hätte ich besser „Ausklinken!“ rufen sollen. Und vielleicht wäre eine deutlichere Handbewegung zum Ausklinken für den Piloten verständlicher gewesen. Dann hätte er möglicherweise schneller reagieren können – und sich ein paar Schrammen am Flugzeug erspart.

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Eine Antwort zu F-Schlepp-Anrollen mit Spornkuller – Perspektive des Flächenhalters

  1. sgi sagt:

    Sehr guter Beitrag!
    Bitte ergänzen: Klappen verriegelt? Wölbklappenstellung?

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