Wind aus West mit ca. 30km/h, zum Teil böig.
Was ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste – es gab einen Vorfall, wo der Schleppzug Motorsegler und Segelflugzeug am Waldrand von oben eine Böe abbekommen hat, so dass das Segelflugzeug ausklinken musste und mit einer Umkehrkurve zum Flugplatz zurückkehrte.
Dieser Vorfall sollte für mich relevant werden. Es nahm sich nämlich ein Schleppneuling im Motorsegler zu Herzen und hatte sogleich einen beinahe folgenschweren Einfall.
Beschreiben wir den Vorfall konkret:
Ich machte mich wie sonst üblich im Segelflugzeug schleppfertig. Angemeldet war ich bereits und hatte für 600m bezahlt. Das Schleppseil zog langsam straff und wir rollten los.
Etwa nach halber Schleppstrecke am Boden zog der Motorsegler plötzlich hoch. Ich war noch am Boden, das Segelflugzeug hatte noch nicht abgehoben. Da der Motorsegler bereits etwa 2-3m über mir war, nahm ich den Knüppel zu mir und hob mit Unterfahrt ebenfalls ab. Das war schon ein erstes sehr unangenehmes Gefühl.
Ich dachte mir, dass der Motorsegler nun gleich nachdrücken würde und ich Fahrt aufnehmen könnte. Das geschah allerdings nicht, im Gegenteil, der Motorsegler stieg weiter und machte zudem eine leichte Rechtskurve (er wollte nämlich nicht bis zum Wald vorfliegen, sondern schon vorher rechts abbiegen, wie er mir später in einem Gespräch verriet, er wollte eben den oben geannten Vorfall mit der Böe vermeiden). In einem unfreiwilligen Tiefschlepp in den Propellerböen wurde ich mehr hinterhergezogen als geschleppt.
Also mit steilem Anstellwinkel und geringer Fahrt, versuchte ich das Segelflugzeug mühselig am Fliegen zu halten und dem Motorsegler zu folgen. Glücklicherweise hatte ich die 18m Ohren angesteckt. Wer weiß, was sonst geschehen wäre, denn das Segelflugzeug war in einem kurzen Moment in noch recht niedriger Höhe, ca. 30m, kurz vor dem Abkippen. Was ich in diesem Moment gemacht habe, um das Segelflugzeug in der Luft zu halten, war wohl sehr intuitiv und im Nachhinein kaum zu beschreiben.
Leider war der Schlepp in dieser Konfiguration bis zu dem Zeitpunkt wo ich den Schlepppiloten darauf aufmerksam machte, dass ich wie ein nasser Sack hinter ihm her hänge.
In 400m habe ich dann ausgeklinkt und einen schönen Flug gemacht.
Erst am Abend, als der Schlepppilot noch zu mir in das Vereinsheim kam, um mir für die nicht geschleppten 200m Geld zurückzugeben, haben wir uns intensiv nochmals über den Vorfall unterhalten. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir dann auch klar, dass ein ganz anderer Pilot geschleppt hatte, nicht ein “Profi” sondern eben ein Schleppneuling.
Fazit für mich: ich lasse mich entweder nur noch mit einer leistungsfähigen Motormaschine schleppen oder mit einem Motorseglerpiloten, der genug Erfahrung hat, um einen Vorfall dieser Art zu vermeiden.
Ein Motorseglerschlepp hat zwar Kostenkostenvorteile, kann aber auch sehr gefährlich werden.
Bei mir ist es auch schon einmal vorgekommen, dass der Motorsegel vor mir abgehoben ist. Dies ist in der Regel kein Problem solange das Schleppflugzeug dann nicht steigt, sondern tief bleibt und wartet bis der Segler mit kommt. Ich weise daher den Schlepppiloten vor dem Start immer nochmal daraufhin, dass er unten bleibt wenn ich noch nicht abgehoben bin.
Andere Alternative: Ausklinken! Das Segelflugzeug ist hier in der Verantwortung NICHT der Schlepper! Dann ist der Lerneffekt für den Schlepp Neuling sicherlich noch größer.
Zum Kommentar “Ausklinken”: das wäre eine Gratwanderung zwischen Strömungsabriss, da ja dann das ziehende Flugzeug plötzlich fehlt und genügend Höhe für eine Umkehrkurve ohne Fahrt oder Nachdrücken mit zu wenig Höhe.
Ich habe mich daher nicht getraut auszuklinken.