Es ist bedeckter Himmel. Ich stehe an der Winde an erster Position am Start. Ein Blick nach rechts zu den Bäumen sagt mir, dass gerade eine Böenwalze durchgeht, die aber gerade im Abklingen ist.
Vor mir startet noch ein Schleppzug. Dann bin ich am Start.
Im Funk höre ich “KDF-Info, wie lange wollt ihr noch Flugbetrieb machen? Da kommt ein Schauer rein”. Ich überlege kurz, ob ich den Start abbrechen soll, entscheide mich aber für einen kurze Platzrunde, so dass ich das Flugzeug nach Hause in die Halle fliegen kann. Auch meine Hintermänner an der Winde bauen weiterhin auf.
Der Start an sich ist grenzwertig. Ich beschleunige auf 150km/h. Trotz Meldung im Funk reduziert sich die Fahrt nicht. Ich klinke nicht aus, behalte aber den Fahrtmesser gut im Blick. Aufgrund des Nordwinds ist ein starkes Vorhalten notwendig.
In der Luft kann ich die herannahenden Schauer deutlich sehen. Merke aber, dass die Situation bis zu diesem Zeitpunkt recht unkritisch ist und freue mich zunächst.
Über Funk werden nun von der Flugleitung die Segelflugzeuge gebeten, alle insgesamt zu landen. Ich schließe mich der Aufforderung an.
Im Gegenanflug habe ich noch zwei Segelflugzeuge vor mir im Anflug. Außerdem kommt über die Nordplatzrunde noch ein Schleppflugzeug (oben gelb unten schwarz).
Plötzlich tritt starkes Saufen ein mit 3 – 4 m/s. Die Höhe im Gegenanflug ist noch ausreichend, doch reduziert sich diese durch das starke Fallen ungewöhnlich schnell, so dass ich mich für einen verkürzten Gegen- und Queranflug entscheiden muss.
Die beiden Segelflugzeuge sind gelandet und blockieren großflächig die rechte Hälfte der Bahn. Ich merke nun, dass der Anflug mit dem Schleppflugzeug auf gleicher Höhe recht knapp werden kann und bitte das Schleppflugzeug abzudrehen – Keine Reaktion!
Die Flugleitung greift ein und bittet das Schleppflugzeug abzudrehen. Jedoch bleibt auch dies ohne Wirkung. Das Schleppflugzeug setzt den Anflug unverändert fort.
Im Queranflug auf die Bahn wird es dann richtig eng. Ich kann von Süden aus nicht mehr um die Bäume in das reguläre Endteil herumfliegen, da ich direkt auf Kollisionskurs mit dem Schleppflugzeug bin und außerdem zu tief reinkomme. Das Schleppflugzeug befindet sich nun etwa 100m vor der Schwelle im Endteil. Ich ebenso. Ich bitte nochmals nachhaltig über Funk, dass das Schleppflugzeug durchstarten möge. Es geschieht jedoch nichts dergleichen.
Aus diesem Grund muss ich nun vor den Bäumen scharf nach links ausbrechen und komme in niedriger Höhe quer über die Bahn von südosten mit recht hoher Geschwindigkeit auf den Platz schräg über die Asphaltbahn rein. Unmittelbar vor mir setzt das Schleppflugzeug auf und ich rolle dahinter aus.
Nachdem ich den Schlepp-Piloten darauf anspreche meint er nur “Das hat schon gepasst.”
Fazit: Was hätte ich besser machen können:
– nicht mehr starten, wenn eine Böenwalze durchgeht und ein Schauer unmittelbar vor dem Platz steht
– Abbruch des Flugbetriebs – keinen Windenstart mehr durchführen
– Nach dem Ausklinken früher auf die Position fliegen, da vor dem Schauer starkes Sinken zu erwarten ist
– sich vorher Gedanken über den Sinn eines “sinnlosen” Flugs zu machen. Schieben ist sicherer als ein gefährlicher Flug von 2min
– vielleicht hätte ich das “bitte” weglassen sollen, als ich den Schlepppiloten um Durchstarten bat?!
– In den Funk schreien?!
– Landung auf Asphalt hätte die Landung etwas mehr entspannt
Was hätte der Schlepppilot aus meiner Sicht besser machen können:
– kein Schlepp mehr machen vor dem Schauer
– die Vorflugregeln nochmals anschauen (Segelflugzeug vor Motorflugzeug!!!) – hat Gelb eingebautes Vorflugrecht?
– rücksichtsvoll fliegen (nicht nur seinen eigenen A. retten wollen)
– den Anweisungen der Flugleitung Folge leisten
– etwas mehr Einsicht zeigen
Ich habe in diesem Jahr recht viel Übung an Platzrundenflügen (Starts und Landungen). Wie wäre es bei einem ungeübten Piloten an meiner Stelle verlaufen?
An diesem Abend habe ich mir schon sehr Gedanken über meine Sicherheit beim Segelfliegen gemacht. Der gesellige Abend konnte meine Gedanken dann wieder etwas aufhellen.
Gut geschildert. Danke fürs Teilen.