Überflug und lange Landung

Bei sehr wenig Flugbetrieb praktizieren wir an diesem Tag den Windenstart nach Osten, um dann entgegengesetzt eine lange Landung nach Westen zu machen. So konnten wir uns das Schieben sparen und die Startfrequenz erhöhen.
Ich fliege meine lange Landung etwas sportlicher, steche am Beginn der Bahn auf hohe Geschwindigkeit an, fahre erst gegen Ende die Klappen aus, bremse rasch ab uns setze im letzten Viertel der verfügbaren Landestrecke auf dem Boden auf.
Als ich mit ca. 150 km/h in 5 m Höhe die Klappen entriegele, werden sie durch die Luftkraft heftiger als beim Normalen Anflug herausgesaugt, was mich (und das ist der Fehler!) ziemlich überrascht. Das resultierende kräftige Durchsacken der Maschine kann ich zwar reflexartig durch rasches Ziehen parieren, komme dem Boden dabei dennoch näher als zunächst geplant. Die Folge beim darauffolgenden Reduzieren der Fahrt war lediglich, dass ich eine leicht unelegante Sinuskurve über der Landebahn flog, bis die Fahrt 95 betrug und ich normal und an der richtigen Stelle aufsetzte.

Resümee: Ich habe mich vor der Landung mental kein bisschen darauf vorbereitet, was mich bei meinem unkonventionellen Anflug erwartet und was ich beachten muss.

Außerdem: Auch wenn man fliegen kann, gibt es immer etwas an der perfekten Kontrolle des Flugzeugs zu feilen. Ein wirklich guter Pilot hätte kein Durchsacken verursacht oder zumindest die resultierende Schwingung schneller unter Kontrolle gebracht.
Denkanstöße:
Habe ich Selbstüberschätzung an den Tag gelegt, indem ich das Manöver überhaupt geflogen bin?
Inwiefern sollte man ein Manöver “einfach mal ausprobieren”, nur weil es viel Spaß macht? (Auch wenn man sich, im Gegensatz zu mir, zuvor Gedanken darüber gemacht hat?)

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Eine Antwort zu Überflug und lange Landung

  1. sfgi sagt:

    “Manöver einfach mal ausprobieren”? Unbedingt. Wir machen das in der Ausbildung mit dem Fluglehrer. Und wenn wir uns das vorher durchdenken, dann sollten wir das auch später machen.
    Man kann natürlich auch immer nach Vorschrift fliegen, aber dann wird man Probleme bekommen, wenn man in eine unvorschriftsmäßige Situation gerät. (Und ja, man in eine solche Situation “geraten”).
    Und dann finde ich, daß es auch eine philosophische Dimension hat: “Navigare necesse est…” hieß der Sinnspruch Heinrich des Seefahrers und der gilt auch für uns, andernfalls würden wir Hallenhalma spielen. Denn der zweite Teil des Spruches lautet: “…vivere non necesse est”. Genau diese Grundentscheidung haben alle die Piloten getroffen, die nach der Beerdigung eines Fliegerkameraden wieder ins Cockpit steigen.

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